Im Spinnennetz der Geheimdienste by Robert E. Harkavy

Im Spinnennetz der Geheimdienste by Robert E. Harkavy

Autor:Robert E. Harkavy
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Westend Verlag
veröffentlicht: 2017-12-03T16:00:00+00:00


Eugene Hasenfus packt aus

Am 5. Oktober 1986, einem Sonntag, sichtete ein junger Soldat der Sandinisten namens José Fernando Canales Alemán eine Fairchild C-123K-Transportmaschine nahe der Grenze zu Costa Rica im Luftraum von Nicaragua. Von der Schulter aus schoss er mit einer russischen SAM-7 (9 K 32 Strela-2) Boden-Luft-Rakete das Flugzeug ab. Drei Besatzungsmitglieder kamen bei dem Absturz ums Leben. Der vierte überlebte. Sein Name war Eugene Hasenfus, und seine anschließende Gefangennahme durch sandinistische Truppen führte dazu, dass sich das verzweigte Netz namens Iran-Contra-Affäre allmählich zu entwirren begann. Seine Aufgabe war es, während des Fluges über von den Contras kontrollierten Gebieten Nicaraguas Frachtpakete aus der Ladeluke abzuwerfen. Später erzählte Hasenfus seinen nicaraguanischen Kidnappern, er habe mehr als zehn solcher Einsätze geflogen.

An diesem 5. Oktober 1986, so das Protokoll der Luftraumüberwachung, startete die Frachtmaschine C-123 »Provider« von der Ilopango Airbase in El Salvador mit 70 AK-47-Sturmgewehren sowjetischer Herkunft und 100 000 Magazinen, Panzerfäusten und weiterem Nachschub. Nach Eintritt in den Luftraum von Nicaragua ging die Maschine bei San Carlos auf eine Höhe von 2 500 Fuß herunter und folgte dem Lauf des Río San Juan. In diesem Augenblick feuerte der junge Sandinist seine schultergestützte Rakete ab – ihr russischer Name »Strela« bedeutet »Pfeil« –, und das Flugzeug kam ins Trudeln.

Im Unterschied zu seinen Kameraden besaß Eugene Hasenfus einen Fallschirm. Er hatte ihn von einem seiner Brüder geliehen, der Fallschirmspringer war. So überlebte er den Absturz und erzählte seinen Häschern, er vermute die CIA hinter dem Einsatz. Außerdem plauderte er aus, dass zwei Amerikaner kubanischer Herkunft die Operation in El Salvador leiteten. Dieser Hinweis wiederum machte es Journalisten möglich, die beiden Amerikaner als Rafael Quintero und Félix Rodríguez zu identifizieren. Nach und nach kam dann ans Licht, dass Thomas Clines, Oliver North, Edwin Wilson und Richard Secord ebenfalls an diesem Komplott beteiligt waren – mit dem Ziel, Waffen an die Contras zu liefern.

Der Washingtoner Waffen- und Geheimdienstkenner Kenneth R. Timmerman schreibt:

»Als Eugene Hasenfus Ende 1986 über Nicaragua abgeschossen wurde, hatte der Pilot Wallace Sawyer zwei Visitenkarten bei sich. Eine gehörte einem Mitarbeiter der UBS, der Union Bank der Schweiz, der sich um die Finanzen der Iran-Contra-Operation kümmerte. Die zweite gehörte Ali Hijazi. (…) Dieser Hijazi scheint ebenfalls direkt mit Oberst Oliver North und der Contra-Versorgungsaktion zu tun zu haben. (…) Hijazi war einer der wichtigsten Mittelsmänner der US-amerikanischen und europäischen Unterhändler bei den Verhandlungen mit terroristischen Gruppen im Libanon über die Freilassung von Geiseln. Außerdem war er offenbar derjenige, der Millionen von Dollar Lösegeld transportiert hat, das für die Freilassung der südkoreanischen Geisel Do Chae-Seung und der deutschen Geiseln Rudolf Cordes und Alfred Schray sowie des Schweizers Peter Winkler bestimmt war.«

Der Privatdetektiv Jean-Jacques Griessen, ein enger Freund von Timmermann, glaubte, »dass Hijazi das Geld für die südkoreanische Geisel – geschätzte drei Millionen Dollar – von Richard Lawless erhielt,einem CIA-Kollegen von Donald Gregg, der damals Nationaler Sicherheitsberater von Vizepräsident George Bush war. (…) Lawless deponierte das Geld auf einem Nummernkonto der Banque Mediterranée in Genf, auf das Hijazi Zugriff hatte.«196

Das alles zusammengenommen bedeutet, dass Hasenfus kein schlichtes Besatzungsmitglied war.



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